http://www.rp-online.de/nrw/panorama/id ... -1.5881129

Tatsächlich hat der Kerl im ersten Moment überhaupt nicht gegen das Internet "gemeckert", wenn überhaupt - sondern ihm wurde schlicht und einfach zuwenig gekauft (bzw er verdient zuwenig an seinen Artikeln für die Arbeit die er reinsteckt!) - und die Zeit die er dadurch gewinnt steckt er halt in andere Arbeit. Wirklich mosern tut er vorallem gegen die großen Ketten die halt Massenware zu günstigsten Preisen verkaufen, nicht gegen das Internet.

Naja, das ist ja noch behämmerter. Natürlich gehen Menschen bummeln. Und besonders in solchen Krimskramsläden. Und wenn sie demnächst 2 Euro Eintritt dafür zahlen solle, gehen sie nur noch virtuell bummeln. Mir fällt dazu gar nichts mehr ein.
Atelier! Hast Du mal gesehen, was er macht? Er füllt Weckgläser mit irgendeinem Zeug und klebt lustige Aufkleber drauf oder bedruckt Handtücher. Künstlerisch nicht so besonders wertvoll, als dass man seine Werkstatt als Atelier bezeichnen müsste.
Besonders stört mich die Bezeichnung "Beratung" im Zusammenhang mit seinen Artikeln. Er verkauft lauter Zeug, was keiner braucht, man aber mal mitnimmt, weil es witzig ist. Fußmatten, Dekozeug und anderen Krimkrams. Wer bitte braucht da Beratung?

Ich frage mich bei sehr vielen Läden auch in meiner Umgebung, wie sie überleben mit den kleinpreisigen Sachen, die sie anbieten. Die Mieten sind ja viel zu hoch für sowas. Wenn ich überschlage, wieviele Tausend Euro man im Monat umsetzen muss, um sich dort halten zu können, komme ich immer zu einem Schluss: Dem Ladenbesitzer muss das Ladenlokal gehören, ansonsten geht das gar nicht.
Ich habe das für mich mal überschlagen, ein Ladenlokal in HD, super Lage, gar nicht soo teuer (ca. 4k im Monat): ich bräuchte zwei zusätzliche Angestellte (wenn man nicht selber täglich 12 Stunden drinhocken will und ich will das nicht) und im Monat über den Daumen gepeilt ca. 30-40k Umsatz, damit da auch nur ansatzweise was bei rumkommt und sich der Aufwand lohnt.
Überhaupt nicht zu vergleichen mit einem gut laufenden Onlineshop, der diesen Aufwand nicht hat (Lieferanten in der Fußgängerzone, Auflagen der Stadt, Diebstahlausfall usw.). Lohnt sich also nicht wirklich bzw. ist mit einem gewissen Sortiment auch einfach gar nicht zu machen, z.B. mit Dekokrimskrams.
Am Tag mindestens 1000 Euro Umsatz mit diesem Sortiment - ich kann mir das nur schwer vorstellen. Sehr schwer. Aber vielleicht vertue ich mich da auch gewaltig. Wer weiß.

Wolkenspiel hat geschrieben:Am Tag mindestens 1000 Euro Umsatz mit diesem Sortiment - ich kann mir das nur schwer vorstellen. Sehr schwer. Aber vielleicht vertue ich mich da auch gewaltig. Wer weiß.

Kann ich mir mit Cremes und Deos auch nicht vorstellen.

Wolkenspiel hat geschrieben: Ich habe das für mich mal überschlagen, ein Ladenlokal in HD, super Lage, gar nicht soo teuer (ca. 4k im Monat): ich bräuchte zwei zusätzliche Angestellte (wenn man nicht selber täglich 12 Stunden drinhocken will und ich will das nicht) und im Monat über den Daumen gepeilt ca. 30-40k Umsatz, damit da auch nur ansatzweise was bei rumkommt und sich der Aufwand lohnt.

Ich war ja vor 15 Jahren selber mal angestellt und habe eine Filiale geleitet. Ich habe mich auch immer gewundert. Die Filialen der Kette haben in den meisten Läden an manchen Tagen nur 500 € Umsatz gebracht, wenn es mal ganz gut lief 1200 € und gleichzeitg 3-4 Angestellte pro Laden + die enorme Miete.

2€ Eintritt, wenn man Nichts kauft?

Vielleicht gibts bald "Essen Kramladen-City PRIME":
Für nur 99€ im Jahr darf man dann alle teilnehmenden Läden so oft betreten, wie man möchte und bekommt 0,50€ Rabatt beim Toilettenbesuch...

Jetzt hat es der Schwachsinn sogar schon in die NTV Nachrichten geschafft

Andre (KM) hat geschrieben:Jetzt hat es der Schwachsinn sogar schon in die NTV Nachrichten geschafft

Auf NTV schaffen es auch Aliens. NTV ist so nen Art Superlative der Bild Zeitung.

Und? Was sagt NTV? Wer isses denn nu schuld: Internet oder die Ketten?

Du bist Schuld.

Wolkenspiel hat geschrieben:Und? Was sagt NTV? Wer isses denn nu schuld: Internet oder die Ketten?

NTV sagte sinngemäß wenn die Leute nicht kaufen, sollte man vielleicht nach den Gründen dafür suchen

Die befragten Leute auf der Straße haben auch alle mit den Kopf geschüttelt.

Der Ladenbesitzer meinte übrigens, dass man die 2 Euro Quittung ja aufbewahren kann und mit dem nächsten Einkauf wird es dann verrechnet

Ganz so einfach und ganz so lustig ist das ja auch alles nicht. Natürlich kann man darüber lachen, dass die rückwärtsgewandt sind. Nichts desto trotz sind Läden ja nicht nur Gewerbebetriebe, sondern tragen auch ein gutes Stück zur Lebensqualität in Städten bei. Bummeln gehen ist halt nicht nur Kaufbedürfnisse befriedigen. Deswegen sind diese Themen per se politisch, weil sie halt auch in das ureigene Gestaltungsinteresse von Städten eingreifen.

Man wird da also Lösungen finden müssen. Die sollten natürlich auch nicht so aussehen wie "Eintritt nehmen für Läden", aber darüber lachen würd ich jetzt auch nicht.

Andre (KM) hat geschrieben:Jetzt hat es der Schwachsinn sogar schon in die NTV Nachrichten geschafft

Super kostenlose Werbung, Ziel erreicht.

@ wolle: Doch. Das ist lächerlich.
Denn es geht weder um Beratung noch um das Internet. M.E. geht es um ein Sortiment, das einfach keine Umsätze hergibt, die diese Mieten bedienen. Die Mieten können halt nicht bis ins Unermessliche gesteigert werden. Da sollte man ansetzen. Und nicht beim Verbraucher, der bummeln geht.

Käthe Wohlfahrt nahm schon vor Jahren Eintritt (5 Euro) für ihren Laden.

Aber heute nicht mehr (Zumindest in Heidelberg nicht)
Warum wohl?

Mir fehlt der Glaube daran, dass man das über die Mieten wird lösen können. Ich seh das relativ pragmatisch: Die Ladenmieten korrelieren einigermaßen mit Büroflächen. Und an den Mieten für die Büroflächen hängt der Wert der Immobilien. Und an der Werthaltigkeit der Immobilien hängen sehr relevante Player, deren Stabilität wichtig ist. Wenn Immobilien als sicherer Hafen wegfallen, dann viel Spass.

Wolkenspiel hat geschrieben: Ich habe das für mich mal überschlagen, ein Ladenlokal in HD, super Lage, gar nicht soo teuer (ca. 4k im Monat): ich bräuchte zwei zusätzliche Angestellte (wenn man nicht selber täglich 12 Stunden drinhocken will und ich will das nicht) und im Monat über den Daumen gepeilt ca. 30-40k Umsatz, damit da auch nur ansatzweise was bei rumkommt und sich der Aufwand lohnt.

Wolkenspiel hat geschrieben: Das, was ich an Miete zahle, dafür könnte ich mir ein Ladengeschäft in Heidelberg in bester Lage anmieten. Und müsste einige Angestellte weniger bezahlen.

Erst ist ein Laden zu teuer u.a. wg. mehr Angestellten und kurze Zeit ist der Laden doch günstig und würde Angestellte sparen !?!

Der Roemer

In Relation zu den Mieten in der Fußgängerzone war der Laden in guter Lage günstig.
Aber alles zusammen gerechnet mit Personal und allem Pipapo in Relation zu den Umsätzen ist es halt dann doch (aus meiner Perspektive!) unwirtschaftlich.

Könnte man für einen Online-Shop doch auch einführen. Bezahlen Sie bitte per PayPal Express 2,00€ und Sie erhalten Zugang zu Unserem gesamten Produktsortiment. Außerdem füge ich noch Öffnungszeiten im Onlineshop ein. Kurz vor Ladenschluss erscheint dann ein Pop Up mit Achtung Achtung wir schließen in wenigen Minuten bitte begeben Sie sich zur Kasse oder verlassen Sie den Shop über folgende Ausgänge.

Die Werbung ist ja schön und gut aber würde das ein Laden hier vor Ort machen mich würdest dort nicht mehr sehen. Mit eventuellen Parkgebühren etc. kann ich ja erst recht im Bösen Internet bestellen.

Man muss doch auch mal ein bisschen differenzieren. Wenn ich ein Ladengeschäft hätte, würde ich kaufmännischerweise vernünftig auch gegen das Internet stänkern. Weil es zieht und weil das die diffusen Ängste der Leute vor Veränderungen bemüht. Wenn die Läden in meiner Stadt pleite gehen, wer sagt mir, dass die Globalisierung nicht auch meinen Job killt. An diese Denke zu appelieren ist kaufmännisch nachvollziehbar. Dass das qualitativ nicht zu haltende Thesen sind, steht doch auf einem anderen Blatt. Das ist doch nix anderes, als wenn 3/4 der hier anwesenden Händler gegen Amazon poltern, obwohl sie ehrlicherweise zugeben müssten, dass Amazon dasselbe anbietet wie sie, nur schneller und billiger. Das posaunt man aber doch nicht nach außen, sondern zimmert sich ein schönes Märchen vom bösen Amikapitalisten zusammen, was man den Kunden und der Öffentlichkeit erzählt. Nicht, weil es wahr ist, sondern weil es zieht und wirklich Kunden bringt.